Weihnachten

Dienstag, 28. September 2010

Freiheit ... oder lieber doch nicht?

So, jetzt stehe ich vor der Frage, wie ich diesen Post schreibe. Ich habe lange hin- und herüberlegt ... letztendlich habe ich heute die Entscheidung getroffen, dass ich es machen will, wie ich die Posts eigentlich immer schreibe. Ich setze mich an die Tastatur ohne Plan und Vorstellung, sage zu Gott: "It's your turn!" und schreibe einfach los, immer gespannt, was Er so aus meinen Gedanken macht. Und immer war ich selbst am meisten erstaunt, wie sich die Gedanken auf einmal formten und zu Texten wurden, die manchmal vielleicht sogar Sinn ergaben. 😊

Warum es mir dieses Mal schwerer fiel? Weil wir Sonntag vor einer Woche ein Erlebnis hatten, das uns sehr berührt und erschüttert hat und ich nicht wirklich weiß, in welchem Rahmen hier in diesem Blog dafür Raum sein kann ...

In unserer nächstgelegenen Kreisstadt kam es zu einem Amoklauf in einem Krankenhaus, bei dem vier Menschen ums Leben kamen und fast 20 Personen verletzt wurden. Und wir als Familie haben in diesem Zusammenhang Gott erlebt und Seine Bewahrung erfahren.

Unser Zweiter hatte mit dem Fahrrad einen Sturz und musste ins Krankenhaus für ein paar Tage. Und während des Amoklaufes waren er und ich im Krankenhaus. Sowohl bei dem Sturz, als auch während des Amoklaufes hat Gott ganz konkret eingegriffen und uns bewahrt, so dass unser Zweiter fast ohne Beschwerden und Folgen das Krankenhaus wieder verlassen konnte und wir auch während des Amoklaufes erlebt haben, wie Er uns geführt hat, so dass wir zu keinem Zeitpunkt in Gefahr waren.

Eins der Wunder war für mich auch, in welcher Ruhe und Frieden unser Zweiter und ich waren. Wir haben die Gesamtsituation zwar erst hinterher wirklich begriffen, aber uns war bewusst, dass eine Frau mit einer Waffe im Krankenhaus herumlief, dass im Nachbarhaus eine Explosion stattgefunden hatte und rund um das Krankenhaus abgeriegelter Sperrbezirk geworden war. Und trotzdem waren wir beide völlig entspannt und hatten in keinster Weise Angst. Das war und ist erstaunlich für mich, aber ich weiß auch, dass diese Ruhe und dieser Frieden nicht aus mir herauskamen. Wer mich kennt weiß, wie hysterisch ich durchaus werden kann, wenn ich meine Kinder bedroht oder krank oder sonst was weiß ...

Alles in allem hatte das ganze Erlebnis irgendwie etwas Unwirkliches für uns. In den Zeitungen wurde die ersten Tage fast von nichts Anderem berichtet und ich las die Artikel und konnte sie irgendwie nicht in einen Zusammenhang bringen mit uns. Ich bin überzeugt davon, dass Gott da auch unsere Herzen und Gefühle bewahrt hat.

Nach und nach hörten wir immer mehr, welche Personen verletzt worden sind und welch wundersame Bewahrung auch da die einzelnen erleben durften. Ich will Gott wirklich danken und die Ehre geben. Er hat sich an uns auf jeden Fall verherrlicht an diesem tragischen Sonntag und wir wollen das nicht verschweigen oder "kleinreden". Wir haben Bewahrung erlebt, wir haben gespürt, wie er uns gedrängt bzw. zurückgehalten hat, um uns aus der Gefahrensituation herauszuhalten. Und das ist - auch wenn es uns rückblickend immer noch unwirklich erscheint - erlebte Tatsache.

Auf Fragen wie: "Und was ist mit den getöteten Personen? Warum hat Gott das Kind der Amokläuferin nicht bewahrt?" kann ich auch nicht antworten. Ich weiß es wirklich nicht, ich weiß nur, Gott ist souverän und Er handelt. Wie und wann, darüber kann ich mir kein Urteil erlauben. Aber dass ich keine Antwort darauf habe, darf mich doch nicht davon abhalten Zeugnis von dem zu geben, was und wie ich persönlich Gott als Bewahrer erlebt und erfahren habe.

Die Frage: "Warum greift Gott nicht ein?" ist ja eine ganz grundsätzliche Frage, die uns Christen sehr häufig gestellt wird. Vorwurfsvolle Aussagen wie z. B.: "Wenn es all das Leid nicht gäbe, könnte ich vielleicht auch an Gott glauben. Aber wie soll es Gott geben, wenn es so viel Schlimmes auf der Welt gibt? An einen Gott, der SO ETWAS zulässt, WILL ich nicht glauben!" etc. etc.

Schon so mancher hat versucht, darauf eine Antwort zu geben. Ich bin da sicherlich nicht die theologisch bewandertste Person, die sich in einer Antwort versuchen sollte. Mir hilft in dieser Fragestellung nur immer ein Gedanke, den ich gerne weitergeben will.

Gott ist ein Gott, der uns liebt und der unsere Liebe will! Er wünscht sich nichts sehnlicher, als erwiderte Liebe von uns. Damit wir überhaupt in der Lage sein können, selbst eine Entscheidung für Gott treffen zu können, müssen wir uns in der entsprechenden Position dazu befinden, das heißt, wir müssen Entscheidungsfreiheit haben. Und für mich ist Freiheit das Stichwort.

Gott gibt uns absolute Freiheit, denn nur in Freiheit können wir frei entscheiden, ob wir ihn lieben wollen oder nicht. Das ist für Gott ganz schön riskant würde ich mal sagen. In dieser Freiheit ist es uns natürlich auch möglich, uns gegen Gott zu entscheiden. Und jeder einzelne von uns nimmt es sich ja auch heraus, diese Entscheidung selbst zu treffen und auch selbst treffen zu wollen.

Das heißt auch, Menschen entscheiden sich gegen Gott, gegen Seine Liebe, gegen Seine Gebote, gegen Sein Eingreifen! Wir wollen Freiheit haben und uns von niemanden bestimmen und Vorschriften machen lassen. Das war ja schon beim Sündenfall das Lockmittel: "Sollte Gott gesagt haben, dass ...?"

Wenn wir nun in Anspruch nehmen wollen, eigenregiert, selbständig in Entscheidungsfreiheit zu leben, warum sind wir dann nicht in der Lage, zu akzeptieren, dass diese selbstgewählte Freiheit auch eine Kehrseite hat? Wir haben ebenso die Freiheit, uns für das Ungute, das Perverse, das Hässliche zu entscheiden und diese Freiheit hat jeder einzelne Mensch um uns herum. Leider! Da würde ich mir auch oft wünschen, dem wäre nicht so.

Wenn Gott jetzt in jede "schlimme Situation", die durch Menschen hervorgerufen wurde, eingreifen würde, würde er damit nicht die Freiheit derjenigen massiv einschränken, die sich für das "Schlimme" entschieden haben? Natürlich schreit es auch in mir auf: "Egal! Hauptsache Er verhindert es!" Aber dann wäre er nicht mehr Gott, der uns die Freiheit gegeben hat, weil Er unsere Liebe will und nicht unseren Befehlsgehorsam. Also kann es nur die Entscheidung, entweder Freiheit, und die dann für alle, oder Marionetten geben. Oder?

Ich weiß, ich begebe mich hier auf dünnes Eis und es redet sich "leicht", wenn man nicht unmittelbar von "Schlimmen" betroffen ist. Ich will da auch in keinster Weise leichtfertig mit Unverständnis, Verletzungen, Ratlosigkeit gegenüber Gott umgehen. Und sicher gibt es Situationen, die nicht in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Verhalten einzelner Personen zusammenhängen. Aber insgesamt leben wir nun mal in einer Welt, der Gott die Freiheit gegeben hat, und die sich - insgesamt gesehen - wohl eher gegen Gott entschieden hat. In dieser "gefallenen" Schöpfung passieren viele Dinge in ihrer Gesamtheit, unter denen auch wir Einzelpersonen, die wir uns für Gott entschieden haben, mit zu leiden haben.

Ich habe selbst auch schon vor Gott gestanden und Ihn nicht verstanden, als z. B. mein Vater vor ein paar Jahren so plötzlich verstorben ist oder als wir unser Baby vor ein paar Jahren mitten in der Schwangerschaft ohne erkennbaren Grund verloren haben. Jeder kennt diese Situationen, die uns an Grenzen führen, die wehtun, die man nicht verstehen kann. Aber ich will und kann nicht davon lassen, dass Gott es gut mit mir meint! Dass von Ihm nur Gutes kommt! Dass Leid NICHT Sein Wille für uns ist. Dass Er mit mir weint und mich trösten will!

Ja, ich habe die Freiheit, mich für oder gegen Gott zu entscheiden. Ich bin sicher, es gibt kein dazwischen. Und manchmal, ganz ehrlich, finde ich den Gedanken Marionette zu sein, gar nicht so abwegig. In den Momenten, in denen mir die Freiheit eher schadet oder mir wehtut. Aber dafür gibt es dann die vielen Momente, in denen ich erlebe, wie sehr mich erwiderte Liebe zu einem Gott der die Liebe selbst ist, erfüllt und erhebt und mein ganzes Sein in einer Art und Weise erfasst, die ich gar nicht erklären kann, dann weiß ich, dass ich es nicht anders haben will.

Gott gab uns die Freiheit aus Liebe, die Entscheidung müssen wir treffen!

Soviel mal für heute, Ihr Lieben, seid gesegnet in aller Freiheit!

Ich hab Euch lieb und Jesus auch!
Eure Mommy

5 Kommentare:

  1. ...ja, da stimme ich dir absolut zu.
    Eigentlich dachte ich, dass du den tödlichen Freiheitsdrang von Lilly als Beispiel bringst.
    Das war für mich so eindrücklich...
    Und wieviele Beispiele gibt es dafür in der Welt, für die Freiheit um jeden Preis, die in den ewigen Tod führt?

    AntwortenLöschen
  2. Ja, stimmt schon, Lilly wäre auch ein gutes Beispiel gewesen. Aber ich nehme es wirklich immer so hin, wie mir die Gedanken kommen und eingegeben werden. Beim Schreiben war mir Lilly nicht gegenwärtig, von demher hätte sie wohl doch nicht hineingepasst. Vielleicht in einem anderen Post, zu anderer Zeit... :-)

    AntwortenLöschen
  3. du hast das sehr feinfühlig geschrieben mariella und ich denke, es gibt viele, viele fragen auf die es keine einfachen und manche auf die es gar keine antworten gibt...

    AntwortenLöschen
  4. ...oh - und cooles neues make over!!!

    AntwortenLöschen
  5. Gut gechrieben, bleibt mir gar nichts mehr dazu zu sagen. Was nicht weiter auffällt, da ich ja eh nicht mit dir reden ;) oder doch? Vielleicht bekommst du doch mal ein Stück von der Decke ab. Dann gibt es den Weihnachts-Tee aber von mir. D.h. wenn er nicht mit auszieht.
    Love you

    AntwortenLöschen