Weihnachten

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Herdentrieb



Es ist noch relativ früher Morgen und ich habe ich habe gerade ein bisschen Zeit. Das Frühstückschaos ist vorüber, die Jungs alle verteilt in Schule und Kindergarten und ich muss ein halbes Stündchen "totschlagen". Oooooooh! 😉

Eine Mutter aus dem Kindergarten, unser Jüngster ist mit ihrem Sohn befreundet, hatte mich angefragt, ob ich auch Lust hätte auf ein gemeinsames Frühstück. Sie hatte an ihrem Geburtstag ein paar "Kindergarten-Mütter" und Freundinnen eingeladen und es war ein wirklich netter Vormittag. Schon damals kam der Vorschlag, das doch möglichst bald mal zu wiederholen.

Heute ist es also soweit, wir haben schon vor einiger Zeit den Termin in den Kalender eingetragen und eigentlich, eigentlich dachte ich heute ganz früh noch, dass mir das zu viel ist. Wie ich so darüber nachgedacht habe, wurde mir klar, dass ich mir ein ungutes Herdenverhalten angeeignet hatte.

Mein Bester und ich sind schon lange Jahre mit Jesus unterwegs. In unseren "jungen" Jahren waren wir auch stark engagiert, preschten motiviert nach vorne, wollten etwas bewirken, waren bereit uns und unsere Zeit voll und ganz in das Reich Gottes zu investieren. Dann kamen die Kinder! 😁

Wir wurden - ja man könnte fast sagen - sesshaft, ruhiger, was das Engagement nach Außen betraf, familienkonzentrierter. Die Frage nach Beruf und Auskommen wurde lebensnotwendiger. Nach wie vor halte ich das auch für richtig, die Familie ist auch Missionsfeld und braucht unsere Aufmerksamkeit und Kraft. Und die haben wir auch in sie investiert. Seit nunmehr 16 1/2 Jahren versuchen wir, unseren Erziehungsauftrag und das Engagement in der Gemeinde zu verbinden und unter einen Hut zu bringen.

Seit ein/zwei Jahren hat es angefangen, immer leichter zu werden, den Blick auch mal wieder über den Tellerrand zu heben. Vor allem für mich als Vollzeit-Mommy, die sich dieser Aufgabe hingebungsvoll gewidmet hatte von Anfang an. "Mutter sein" war und ist für mich "Berufung". Ich liebe es und will eigentlich gar nichts anderes sein.

Aber wie gesagt, seit ein/zwei Jahren läuft es einfacher, auch der Jüngste fängt an, sich mehr von mir zu lösen. Dabei war er eigentlich von Anfang an ein "Mama-Kind", so eins hatte ich bis dahin noch nicht. Die vier Großen haben schon immer sehr früh ihre Unabhängigkeit gesucht. "Schmuser" waren keine darunter, bis auf den Kleinsten jetzt. Ein richtiges Kuschelkind, der mir nach wie vor das Gefühl gibt, unabkömmlich zu sein. Aber auch er löst sich immer mehr, sucht seine Freiräume, die ja auch nötig sind, und fängt an, ein "großer Junge" zu werden.

Also bleibt mir mehr Zeit. Ganz gemächlich, aber kontinuierlich und immer mehr habe ich angefangen, diese Zeit zu füllen ... mit Aktivitäten innerhalb unserer Gemeinde. Aktivitäten, die mir große Freude machen, in die ich auch wirklich wieder gerne investiere und Zeit hineingebe. Ich habe z. B. angefangen in unserer Lobpreisgruppe mitzumachen, regelmäßig in den Hauskreis zu gehen, ins Frauengebet, ins Ladies-Night-Organisationsteam, mein Bester und ich haben einen Hauskreis für junge Erwachsene angefangen, sich mit Gemeindegeschwistern treffen, in die Seelsorge gehen ... und es brennt mir noch mehr auf dem Herzen wie z. B. ein Anbetungskreis oder Lobpreisabende etc.

Ich liebe alle diese Aktivitäten und sie geben mir mehr zurück, als ich eigentlich investiere. Es ist toll, zu spüren, wie Gott da mich und auch meinen Besten führt und leitet und uns immer wieder segnet und auch immer wieder die Kraft und Freude und Motivation dazu schenkt. Ich wollte nichts davon missen ...

Und dann diese Gedanken heute Morgen.

Da fiel mir erschreckenderweise auf, dass es mir mittlerweile schwerer fällt, mich mit "Nicht-Gemeindemitgliedern" zu treffen. Schwerfällt ist falsch ausgedrückt, eigentlich fällt es mir nicht schwer, aber ich habe vor lauter Aktivität kaum noch Zeit und diese wenige Zeit fällt mir leichter, sie in Gesellschaft von eben meinen Gemeindegeschwistern zu verbringen. Da, wo ich mich angenommen weiß, wo ich nicht herausgefordert bin, Stellung zu beziehen, naja nicht in dem Maße auf jeden Fall, wo ich nicht so sehr gefordert wäre, vielleicht auch mal Zeugnis zu geben von meinem Leben als Christ und mich nicht bequem zurücklehnen kann, weil mich eh jeder kennt.

Ich mag diese Frau total gern, ich bewundere sie, sie ist in meinem Alter, gutaussehend, kultiviert, gebildet, erfolgreich und sie hat eine ganz tolle, liebe und offene Art und Ausstrahlung. Aber ich habe gemerkt, dass ich mich trotzdem lieber in mein vertrautes, kuschliges, heimeliges Gemeindeschneckenhaus zurückziehen wollte.

Und direkt bei dem Gedanken wurde mir selbst bewusst, dass das mit Sicherheit nicht richtig sein KANN. So ist auch nicht unser Auftrag, den Jesus uns gegeben hat in

Markus 16,15:
"Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!"

Da heißt es nicht, sondert euch aus aus der Welt, rückt zusammen als Herde und schaut, dass niemand rein oder raus kommt. Ich stehe da wohl sehr in der Gefahr, es mir zu "heimelig" zu wünschen. Nach so vielen Jahren als Vollzeit-Mutter ist mir wohl tatsächlich der Blick für's "Außen" abhandengekommen. Meine vier Wände waren lange Jahre meine feste Burg, in der ich das Sagen hatte (meistens zumindest 😊). Jetzt habe ich zwar angefangen, innerhalb der Gemeinde wieder aktiv zu werden, aber dass ich als Christ gefordert bin, auch außerhalb der Gemeinde präsent zu sein, das habe ich wohl ziemlich aus dem Auge verloren.

Ich habe mich dann tatsächlich geschämt, geschämt, dass ich so ein verunsichertes Schaf geworden bin, das sich nur in seiner Herde wohlfühlt. Natürlich ist es wichtig, dass ich meine Heimat in meiner Gemeinde, meine Basis, mein Headquarter sozusagen habe, von dem aus ich "operiere". Aber nach wie vor sollte doch der Missionsbefehl von Jesus oberste Priorität haben in meinem Leben. Ich glaube, auch die Ausrede: "Ich bin halt kein Evangelist!" gilt hier nicht.

Verbiegen muss ich mich nicht, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jetzt Straßenprediger werden sollte. Aber in meinem Umfeld die Kontakte pflegen, die sich immer wieder ergeben, authentisch sein als Christ und, wenn es richtig und dran ist, von dem zu erzählen, was mich hält und trägt, das dürfte mir eigentlich nicht so schwer fallen und das will ich wieder neu lernen und tun.

Ach ja, mittlerweile ist es Abend geworden. Der Morgen heute war sehr, sehr schön und wir hatten angeregte, offene und ehrliche Gespräche. Der nächste Termin zum Frühstücken steht schon!

Soviel mal für heute, seid gesegnet Ihr Schafe Seiner Weide!

Ich hab Euch lieb und Jesus auch!
Eure Mommy

1 Kommentar:

  1. ...oh ja, das kenne ich auch.
    Weißt du, das ist wie mit dem Autofahren, wenn man viele Jahre nicht fährt, hat man Angst vor der Herausforderung. Ich musste auch wieder lernen, mutig loszufahren.
    Bei den Kontakten nach Außen ist es ähnlich, einfach mutig losziehen, die Herausforderung annehmen und darauf vertrauen, dass man die richtigen Worte zur rechten Zeit einfach bekommt, von dem, zu dessen Ehre wir das gerne tun...

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