Juhuuuu, endlich haben die Ferien angefangen! Wir haben es geschafft, das
Schuljahr ist über- und zur großen Freude und teilweisen Überraschung aller Beteiligten
auch BE-standen und die Ferienzeit hat begonnen. Wir fahren immer erst die
letzten Wochen weg, haben deswegen ein bisschen "Warmlaufphase", denn
wer kann von Tempo 200 schon direkt auf 0 runterstoppen, ohne dass die Reifen
quietschen?
Wir lassen es also langsam runterfahren, das normale Alltagsprogramm ...
Letzten Mittwoch war letzter Schultag. Am Freitag fand der lange
angesagte, zweimal verschobene Kindergeburtstag, sorry, die Poolparty, von
unserem Dritten statt. Wir hatten sie schon mal wegen dem Wetter verschoben,
auf Freitag, weil da laut Wetterprognosen das Wetter gut sein sollte
(vielleicht hätten wir nicht auf Kachelmanns Wetter hören sollen, der hatte da
vielleicht nicht so den richtigen Ausblick!), was es aber nicht war.
Regen, Regen, Regen am Vormittag, fast ununterbrochen, die Poolparty kam
ins Wanken. Die Vorstellung einer Horde Jungs bei Regenwetter in der Wohnung
machte mich ganz kirre! Als es so schüttete und gewitterte ließ ich einen
Stoßseufzer los: "O nein, wie sollen wir denn da die Poolparty stattfinden
lassen?" Ich hatte gerade meinen Jüngsten bei mir und der Süße meinte nur,
dann beten wir halt! Sprach‘s, faltete die Hände und legte los: "Lieber
Gott, bitte mach, dass es aufhört zu regnen, damit wir Geburtstag feiern
können. Amen!"
Total gerührt schmetterte ich mein "Amen!" dazu und
hoffnungsvoll blickten wir beide nach draußen. Der Regen legte so richtig los!
Ein Wahnsinns-Platzregen kam runter und ich machte mir schon Gedanken, wie ich
das meinem Kleinen erklären könnte, dass Gott eben nicht alle Gebete so
umgehend erhört. Es schüttete echt wie aus Kübeln, so heftig hatte es schon
lange nicht mehr geregnet ... und dann, auf einmal: STOPP! Es hörte auf zu
regnen und fast umgehend fing die Sonne an zu scheinen! BOAH! Wenn Ihr nicht
werdet wie die Kinder! Die Party konnte also doch stattfinden, nicht gerade im
Pool, aber doch immerhin draußen.
Da die drei Mittleren am Samstag zu einem Royal Ranger-Camp (Royal Ranger
= Freik. Evangelische Pfadfinder) aufbrechen wollten, hatten sie noch den
Auftrag erhalten, am Freitagmorgen ihre Sachen zu packen. Es gab extra
Packlisten für das Camp. Einzig unser Vierter nahm diese Aufgabe sehr, sehr
ernst, was bei ihm auch zu erwarten war. Er ist ein ganz spezieller, einer, der
alles alleine schaffen will und meistens auch schafft, der Ehrgeiz hat, der wie
so eine kleine Lokomotive immer nach vorne prescht ... mit drei Jahren hat er
sich z. B. selbst das Fahrradfahren ohne Stützräder beigebracht oder auch das
Schwimmen, wenn ich es ihm beibringen wollte, hat er sich verweigert, er musste
es selbst schaffen.
Naja, so war es auch kein Wunder, dass er seine Liste bereits am Donnerstagnachmittag
systematisch abgearbeitet hatte! Ich glaube, so perfekt wie seine, war von den
drei Taschen keine gepackt. Er hat nichts weggelassen, sogar den Labello, der
auf der Liste stand (?) hat er sich von mir geben lassen ... er der in seinem
ganzen Leben noch nie einen Labello benutzt hatte!!! 😄 Eigentlich war es eine Freude ihm
dabei zuzusehen, mit einem kleinen wehmütigen Auge, weil die beiden größeren
Brüder am Freitagmorgen nicht in der Lage waren, ihre Siebensachen zu packen
und mein Bester und ich am Freitagabend - nach dem Kindergeburtstag - mal
wieder aktiv werden mussten, um den Herrschaften das Benötigte zukommen zu
lassen. Wenn zwei Teenager nicht in der Lage sind, sich Unterhosen zu
organisieren, und ihr kleinerer neunjähriger Bruder seine Sachen tipptopp
erledigt hat, dann gibt mir das zu denken!!!
Dabei fällt mir wieder auf, wie erstaunlich das Ganze doch ist! Ist es
nicht eine wundersame Sache? Fünf Söhne, zwei Eltern - die bei jedem der Fünfen
die gleichen Eltern waren - und alle fünf Söhne verschieden??? Jeder
einzigartig und anders? Das ist Schöpfungsgeheimnis würde ich mal so lapidar
sagen. 😊
Nachdem wir also den Kindergeburtstag überstanden hatten - ein dreifaches
Lob auf meinen Besten, der sich der Horde angenommen und mit ihnen zum
Fußballspielen gegangen ist - wir die Taschen gepackt hatten, mussten wir dann
nur noch am Samstag früh raus, damit die Herrschaften auch pünktlich ins Camp
kamen.
Als nächstes musste ich meinen Großen gestern antreiben, seine Tasche zu
packen und sich um verschiedene Dinge zu kümmern, für die er verantwortlich ist.
Mein Großer 16jähriger, der mich schon um mehr als einen Kopf überragt ist ein
wunderbarer junger Mann - hilfsbereit, entgegenkommend, freundlich, belesen,
schlau ... aber er ist auch ein Träumer! Schon von Anfang an konnte er sich in
seine Phantasiewelten zurückziehen, Lesen ist seine Leidenschaft. Und sobald er
die Nase in einem Buch hat ... weg ist er, nicht mehr ansprechbar. Ein bisschen
ein schussliger Professor, sein Äußeres unterstreicht das auch noch, behaupten
die Kollegen aus seiner Klasse.
Heute früh haben mein Jüngster und ich ihn zum Bahnhof gebracht, er fährt
zur Oma. Sein Cousin, mit dem er sich sehr gut versteht, ist auch schon dort
und die beiden freuen sich auf ein paar gemeinsame Tage ohne Eltern!
Ich fahre ihn also zum Bahnhof und steige mit ihm und dem Jüngsten aus.
"Mama, gehst Du jetzt wirklich mit hoch zum Bahnsteig?" Ähm, doch das
hatte ich eigentlich vor, wenn ich ihn schon alleine in die große weite Welt
fahren lasse, dann will ich doch wenigsten sehen, dass er den Zug erwischt,
oder?
Wir hatten dann noch eine Viertelstunde, bis der Zubringerzug einfuhr.
Mein Großer fragte nochmal so vorsichtig nach, ob ich denn wirklich noch so lange
warten wolle. Nachtigall ick hör dir trappsen ... aber da kannte ich keine
Gnade heute Morgen, nee, nee. "Nein, mein lieber Schatz, wir beide warten
GERNE hier mit Dir!"
Wir haben uns dann in den Unterstand gesetzt und recht schnell ging ihm
das Gesprächsthema aus. Ich überlegte, ob ich vielleicht doch schon gehen
solle, da es ihm augenscheinlich lieber wäre. Aus irgendeiner
"lustigen" Laune heraus, habe ich dann meinen Spruch gebracht, den
ich immer bringe, wenn ich mit dem Jüngsten beim Augenarzt im Behandlungsraum
noch länger warten muss und es ihm langweilig wird: "Ich sehe was, was Du
nicht siehst ... und das ist blau!" Ich wollte schon lachen, den Kleinen
an der Hand nehmen und meinen Großen endlich in Ruhe lassen, als von ihm
plötzlich kam: "Hier der Rahmen vom Wartehäuschen?" 😍 Guck mal an!
Wir haben es dann tatsächlich "gespielt" bis der Zug kam und waren
beide erstaunt, wie schnell die Zeit umgegangen ist!!! Am liebsten hätte ich
ihn vor allen Leuten abgeknutscht, aber ich kenne meine Grenzen! 😏
Danach brachte ich meinen Jüngsten in den Kindergarten und jetzt fühle
ich mich … wie soll ich sagen, etwas "verwaist"!
Irgendwie macht das echt was mit mir. Ich fühle mich komisch und meiner
Aufgabe beraubt. Ich war schon immer eine Mutter, die die Ferien bevorzugt. Ich
konnte immer nur schwer verstehen, wenn andere Mütter sagten, sie seien froh,
wenn die Kinder wieder in die Schule gehen würden. Ich habe mein Völkchen gerne
um mich und finde es eigenartig, ohne sie zu sein, vor allem hier zu Hause, wo
alles nach ihrer Gegenwart schreit. Sie ihre Spuren hinterlassen haben!
Wenn mein Bester und ich uns eine Auszeit genommen hatten, mal eine Woche
ohne Kinder wohin zu verreisen, war das nie ein Problem für mich. Wir nutzten
und genossen die Zeit dann auch zu Zweit. Aber jetzt hier alleine daheim ...
mittags nur für mich und den Kleinen zu kochen! Wie soll das denn gehen? Ich
weiß nicht, wann ich das letzte Mal für zwei Leute gekocht hätte ... naja mit
ein bisschen Nachdenken würde es mir schon wieder einfallen, aber es klingt
dramatischer! *gggg*
Aber im Ernst, mir fehlt etwas, wenn die Kinder nicht da sind. Und
irgendwie gibt mir das eine Ahnung auf kommende Zeiten. Allzu weit dürften die
nicht mehr fern sein, immerhin ist der Große 16. Die meiste Zeit seines Lebens,
die er bei uns gelebt hat, dürfte schon hinter uns liegen. Kann ich sie
loslassen, wenn es dann soweit ist?
Als wir in den Herbstferien zu meiner Mutter gefahren sind, hatte unser
Großer noch einen Schultermin am Wochenende und kam dann erst mit dem Zug nach.
Das erste Mal, dass wir ohne ihn in gemeinsame Ferien gestartet sind. Als ich
im Auto so vor mich hin bruddelte, dass es so komisch ohne den Großen wäre und
dass er mir schon fehlen würde. Meinte mein Zweiter sehr weise und sehr
lockerflockig: "Was meinst Du, wie es Dir erstmal geht, wenn der Jüngste
aus dem Haus geht!" Ohohohohohooooo ... darüber denke ich jetzt mal lieber
noch nicht nach! Zumal gerade er mir mit sechs Jahren schon ein Versprechen
gab: "Du, Mama, ich will IMMER bei Dir wohnen bleiben!" Mein
Mutterherz machte einen gerührten Satz und bewegt antwortete ich: "Ach
Schatz, Du darfst immer hier wohnen bleiben, aber warten wir doch erstmal ab,
ob Du das noch willst, wenn Du groß bist!" Worauf er mir mit
selbstsicherer Stimme antwortete: "Nee, nee, weißt Du, ich wäre ja schön
blöd, wenn ich später mal Miete oder ein Haus abzahlen müsste, wenn ich doch
hier umsonst wohnen kann!!!" 🤑
Tja, ein sehr finanzbewußtes Kind, das zeigt sich auch jetzt immer wieder. Er
ist unser kleiner "Sparfuchs".
Tja, jetzt kriege ich also erstmal einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie
es ist, wenn die Familie wieder kleiner wird. Die letzten Jahre waren von
Wachstum geprägt, macht mir irgendwie auch ein kleines bisschen ein flaues
Gefühl, dass wir die Spitze des Berges doch schon eine ganze Weile überwunden
haben.
Schade eigentlich, dass gerade diese Phase, in der die Kinder nach und
nach kommen, diese jungen Jahre des Wachsens und des Elternwerdens- und sein,
so schnell an einem vorüberschwirren, dass wir manchmal kaum mehr in der Lage
sind, sie wahrzunehmen, die Jahre, und immer hoffen und warten auf die
"ruhigen" Jahre. Damit entgeht uns so vieles, ständig mit dem Blick
nach "vorne". Okay, es heißt ja immer, man muss nach vorne schauen
und nicht zurück. Aber ich glaube, da liegt auch eine Gefahr drin, vor lauter
nach vorne zu schauen, vergisst man im Hier und Jetzt zu leben.
Manchmal ist das Hier und Jetzt schwer auszuhalten ohne den Blick nach
vorne, und manchmal brauchen wir den Blick zurück, um das Gute zu erkennen.
Aber darüber darf man doch nicht vergessen, bewusst jetzt zu leben und das
Jetzt zu genießen.
In Matthäus 6,34 sagt Jesus:
"Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das
Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat."
Klar, das bezog sich vor allem auf die weltlichen Sorgen, um Nahrung,
Kleidung etc. Aber ich glaube auch, dass Jesus einen Ausblick geben wollte. Wir
wissen, dass wir in der Ewigkeit mit Jesus leben werden, Er bereitet uns, die
wir Ihn lieben, eine Wohnung vor. Unsere Ewigkeit ist also schon gesichert. Und
aus diesem tiefen Wissen und Glauben heraus, unsere Zukunft ist klar und
bereitet, brauchen wir uns keine Gedanken darüber zu machen. Wir dürfen getrost
jeden Tag nehmen, wie er kommt und versuchen, das Beste aus diesem einen Tag zu
machen.
Da fällt mir ein Zitat ein, welches ich in den letzten Tagen gelesen
hatte. Das fand ich auch recht eindrücklich:
"Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass
ich für das Glück geschaffen bin. Nur für heute werde ich nicht danach streben,
die anderen zu kritisieren oder zu verbessern - nur mich selbst. Ich will mich
nicht entmutigen lassen durch den Gedanken, ich müsste dies alles mein ganzes
Leben lang durchhalten. Heute ist es mir gegeben, das Gute während zwölf
Stunden zu wirken."
Johannes XXIII
Also nehme ich mir vor, heute Gutes zu tun an den Menschen, die mir Gott
heute anvertraut hat und über den Weg schickt. Auch wenn es zuerst Mal
"nur" ein kleines Menschlein ist, das mich heute braucht. Meine vier
Großen habe ich Gott anvertraut, damit sie Gutes tun und ihnen von anderen
Gutes getan wird.
Soviel mal zum Ferienanfang!
Seid gesegnet im Heute-Leben-und-Gutes-Tun!
Ich hab Euch lieb und Jesus auch!
Eure Mommy
Hi Mariella,
AntwortenLöschenecht schön bei dir und deiner Fam. reinzuschauen. So wie dein Mutterherz aufgeht...schön...
Auch wenn dein "schussliger Prof" ein Träumer sein mag, ich glaube er hat ein ganz GROßES Herz. In dem viel und Viele Platz haben.
Und das loslassen,ohh jaa dass ist eine andere Geschichte.
Liebe Grüße
Birgit
also erstens: beschwer du dich nicht nochmal über meine vielen posts - DEINEN könnte man in 20 kleine unterteilen... smiles
AntwortenLöschenund zweitens schliesse ich mich Birgit an - schön dass du uns teilnehmen lässt an deinem leben, deinen gedanken, deinen träumen und ängsten und dass man dein herz in deinen texten wirklich spüren kann...
schön, dich zu kennen
claudia