Harald Wanetschka / pixelio.de |
... mancher kennt das auch als
"Schere, Stein, Papier".
Gestern habe ich eine Entdeckung gemacht
... etwas Neues ... etwas Bahnbrechendes ... etwas ... vielleicht sollte ich
doch noch einen Erziehungsratgeber schreiben? Ich glaube, ich habe das Rezept
zur Herstellung von Gold in Bezug auf Kindererziehung entdeckt! Das
Bernsteinzimmer der Pädagogik! Die Relativitätstheorie für Eltern ... oder oder
oder!
Meine Dritter und mein Vierter waren
gestern nicht in der Schule. Ihre Mägen waren verstimmt, man könnte auch sagen,
sie ließen sich vorgestern Nachmittag und nachts ihr Essen nochmal durch den
Kopf gehen, was ich den Mitschülern und Lehrern nicht auch noch zumuten wollte.
Nach erfolgreicher
"Totalentleerung" ging es beiden aber relativ schnell wieder besser.
Kranke, fitte Kinder und schlechtes Wetter ... diese Mischung ist brisant.
Aber na gut, das hatten wir schon immer
wieder mal durchgestanden, so auch gestern. Obwohl es schon nochmal
herausfordernder ist, wenn man sich in einer fernseh- und bildschirmfreien
Phase wie wir gerade befindet.
Nachdem der Vormittag wirklich gut
vorbeiging - alle verspeisten Nahrungsmittel blieben, wo sie sollten - machte
ich mich daran, ihnen zu Mittag ein leichtes Süppchen zu kochen. Während ich so
vor mich hinwerkelte, die gesunden Söhne verlangten ja auch nach etwas
handfesterer Nahrung, machte ich einen fatalen Fehler!!!
Ich ließ ihnen die Wahl!
Mein Schrank gab zwei Sorten Suppennudeln
her: die normalen Nudeln und Buchstabennudeln. Ich rief die beiden also und
fragte sie, welche Sorte sie denn lieber wollten. Ich weiß auch nicht, was mich
da geritten hat. Ich muss wohl mit meinen Gedanken woanders gewesen sein, sonst
wäre mir das Ergebnis eh schon von vornherein klar gewesen und ich hätte
einfach für sie entschieden.
Naja, es kam, wie es kommen musste:
Selbstverständlich wollte der eine normale Nudeln und der andere Buchstaben!
Andreas Morlok / pixelio.de |
urulaia / pixelio.de |
Und schon ging der Kampf los! "Ich
will aber ... ich will aber .. ich will aber ...!"
Puuuh, aber ich brauche mich ja gar nicht
wundern, wenn wir als Eltern es geschafft haben, uns vorgestern wegen eines
Fünfkornbrötchens in die Haare zu kriegen, warum sollte man dann nicht über
Nudeln streiten können? (Dieses Szenario werde ich vielleicht mal an anderer
Stelle erläutern ... 😆!)
Da stand ich also und fühlte mich einfach
nudelmäßig überfordert. Ich hatte nicht mal mehr Lust mitzustreiten, sondern
starrte sie einfach nur an.
Und dann, ja dann kam mir DER geniale
Einfall!
Völlig ruhig machte ich meinen beiden den
Vorschlag: "Also, wenn ihr Euch nicht entscheiden könnt ... dann macht
einfach Schnick schnack schnuck!"
Und dann geschah das eigentliche Wunder!
Sie guckten mich nur verwundert an, stutzten kurz und stellten sich tatsächlich
in Position, jeder eine Hand hinter dem Rücken.
Gut, es brauchte ein Weilchen und diverse
Anpassungen des Regelwerks, aber insgesamt verlief der Wettkampf
außerordentlich gesittet und fair. Und letztendlich gewann unser Dritter, indem
er zuerst drei Punkte erspielt hatte. Woraufhin unser Vierter als fairer
Verlierer nur bat, das nächste Mal dann aber bitte die normalen Suppennudeln zu
bekommen. Wozu wiederum mein Dritter als Sieger großherzig bereit war!
Juergen Jotzo / pixelio.de |
Ganz ehrlich, ich stand völlig perplex
daneben und dachte einen Moment lang, irgendjemand hätte auf geheimnisvolle
Weise meine Kinder ausgetauscht oder sie wären vielleicht mal kurz gegen die
Wand gerannt oder irgendetwas in der Art. Aber es waren tatsächlich meine, sie
strahlten mich fröhlich an und meinten dann nur: "Mama, machst Du uns
jetzt die Suppe? Wir haben echt Hunger!"
Es gab dann einen großen Topf
Buchstabensuppe, wobei das so ja auch nicht richtig ist meiner Meinung nach.
Tummeln sich zwischen all den schönen Buchstaben doch auch zahlreiche Zahlen
und Eurozeichen. Aber wir wollen ja mal nicht kleinlich sein.
Jetzt überlege ich mir seit gestern
fieberhaft, ob ich dieses System nicht noch viel mehr um- und einsetzen kann in
meinen Alltag. Ob es nicht möglich ist, so jeden Streit in einen netten kleinen
Wettkampf zu verwandeln?
Wann kommst du heute Abend nach Hause?
Machen wir Schnick schnack schnuck um 22.00 Uhr oder 22.15 Uhr z. B. auf die
Frage meines Großen?
Wer möchte die Spülmaschine ausräumen, wer
den Tisch decken, wer staubsaugen? Kommt, machen wir Schnick schnack schnuck
drum?
Ich sehe es vor mir, unsere typische
Körperhaltung wird ab sofort immer mit einem Arm hinter dem Rücken sein, damit
man allzeit bereit ist.
Naja, ich befürchte, ich bin zu
optimistisch und sehe das vielleicht ein bisschen zu einseitig. Ihr auch? Hab
ich mir gedacht! Aber schön war der Gedanke doch, dass es DIE einfache Lösung
für ein friedliches Miteinander in einem gemeinsamen Haushalt gäbe.
Ich habe meinen Söhnen schon große
Schilder mit der Bibelstelle aus Psalm 133,1 vor die Nase
gehalten:
„Siehe, wie fein und lieblich ist's,
wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!“
Aber sie meinten dann immer nur, der
Psalmschreiber hätte ihre Brüder nicht gekannt.
Naja, das stimmt schon, aber wenn man's
genau nimmt, ist die Bibel ja Gottes Brief an uns. Aber wir müssen dann schon
aufpassen, dass sie uns nicht Epheser 6,4 vorhalten:
„Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht
zum Zorn.“
Worauf wir natürlich mit Epheser
6,1-3 kontern können:
„Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern
in dem Herrn; denn das ist recht. ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter‘, das ist
das erste Gebot, das eine Verheißung hat: ‚auf dass dir's wohlgehe und du lange
lebest auf Erden‘".
Wenn das mal nicht eine schöne Bibelstelle
ist! 😊
Ach ja, Schnick schnack schnuck wäre schon
schön gewesen, so als Erziehungsmodell. Aber mir ist bewußt, dass ich Epheser
6, den zweiten Teil des 4. Verses nicht außen vor lassen
darf:
„Sondern erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“
Das ist eine Aufgabe, die will und soll
ich ernst nehmen. Und manchmal frage ich mich, ob wir heutzutage nicht einen
Denkfehler begehen, indem wir meinen, unsere Kinder in jede Entscheidung mit
einbeziehen zu müssen. Wenn wir als Eltern das Heft sozusagen aus der Hand
geben, in die eigentlich damit maßlos überforderten Hände unserer Kinder.
Okay, in Bezug auf Suppennudeln mag das
noch vertretbar sein. Aber es fällt mir schon auf, dass meine Kinder sich oft
Entscheidungsfreiheiten herausnehmen, da hätte ich z. B. von meinen Eltern
"eins hinter die Löffel" gekriegt.
Die Kinder heutzutage wachsen heran in
einem Umfeld, das ihnen permanent suggeriert: Dir steht alles zu und du
brauchst nichts dafür tun. Du weißt am besten, was für dich gut ist und du
musst zu deinem Recht kommen.
Da als Eltern andere Maßstäbe zu setzen
ist nicht immer einfach. Denn: "Alle meine Freunde dürfen immer
alles!" Manchmal frage ich mich dann wirklich, bin ich zu streng? Setze
ich zu enge Grenzen? Dabei finde ich nicht, dass wir ihnen gar nichts erlauben.
Ich finde uns, meinen Besten und mich, als Eltern eigentlich super, wenn ich so
an meine eigene Kindheit und Jugend mit all ihren Einschränkungen denke.
Ich glaube, die Spanne heute klafft immer
weiter auf. Die Spanne zwischen Kindern, die sich selbst überlassen bleiben,
denen keine Grenzen gesetzt werden, die teilweise verwahrlosen, und den
Kindern, die überbehütet, mit allem rundherum versorgt und immensen Ansprüchen
an das Leben aufwachsen.
Wir staunten manchmal an Elternabenden,
wenn Eltern darüber diskutieren, ob man in der Grundschule Noten geben dürfte,
die schlechter als eine 3 wären. Damit würde man die Kinder doch demotivieren,
das wären Traumata fürs Leben!!! 🤦
Hallooohooo? Mein Bester und ich hatten
zuerst gar nicht verstanden, um was es eigentlich ging und als es uns dämmerte,
konnten wir uns nur mit großen Augen ansehen und verwundert den Kopf
schütteln. 🙄
Nein, nein, das Thema Schule will ich
jetzt auf keinen Fall abhandeln. Dann müsstet Ihr euch noch mehr Zeit zum Lesen
nehmen, weil das abendfüllend werden würde bei vier Schulkindern.
Mir ging es jetzt eigentlich mehr um den
Gedanken, wie viel Freiheit gebe ich meinen Kindern bzw. eigentlich wie viel
"luftleeren Raum", wenn ich sie die Entscheidungen treffe lasse, die
in meinem Aufgabenbereich als Mutter eigentlich fest verankert sind.
Ich glaube, wir Eltern sind uns oft nicht
darüber im Klaren, dass Kinder ihre Grenzen BRAUCHEN! Wenn man ihnen keine
Grenzen setzt, fühlen sie sich verloren in der Weite, weil sie völlig
überfordert sind, als Kinder selbst Grenzen zu setzen. Wir überlassen unseren
Kindern so oft Entscheidungen, zu denen sie gar nicht in der Lage sein können,
einfach weil sie Kinder sind und ihnen der Überblick noch fehlen muss.
Natürlich ist es bequemer und einfacher,
ihnen das Feld zu überlassen. Es kostet nicht soviel Kraft. Man kann man doch
dann im Versagensfall auch guten Gewissens sagen: Selber schuld! Aber wollen
wir das wirklich? Wollen wir nicht eigentlich unseren Kindern einen geschützen
Rahmen bieten, in dem sie heranwachsen können, lernen können, sich entwickeln
können? Natürlich nicht in dem Maße, dass wir ihnen alles abnehmen und sie gar
nichts mehr tun lassen, das wäre von der anderen Seite vom Pferd gefallen.
Meine liebe große Schwester brachte mir
mal das Beispiel von Begrenzungen, die wichtig sind im Leben, in Bezug auf die
Gebote Gottes. Sie sagte, für sie wären diese Gebote, diese Grenzen, wie die
Leitplanken an einer Straße, an deren Seite es steil heruntergeht. Sie wäre
trotzdem noch frei, zu fahren und ihr Auto selbständig von A nach B zu lenken,
aber sie müsste nicht ständig aufpassen, um seitlich nicht auszubrechen und in
die Tiefe zu stürzen.
Das finde ich ein sehr eindrückliches
Bild. Und ich glaube, man kann es ebenso auf die Grenzen anwenden, die wir
unseren Kindern bieten müssen.
Wenn ich mich geborgen weiß in einem
Rahmen, der mir Halt gibt, kann ich mich auch frei darin entfalten! Und das
gilt für meine Kinder ja um so mehr.
In einem meiner Lieblingspsalmen lese ich
diese Stelle, dir mir wieder neu wichtig wird, Psalm 139,5:
„Von allen Seiten umgibst du mich und
hältst deine Hand über mir.“
Das sind "Leitplanken", die
machen mich froh und in denen will ich immer sein. Der ganze Psalm ist so ein
Liebeslied Gottes an mich, aus dem eigentlich auch klar hervorgeht, dass Gott
mich umgibt und in Seiner Hand hält, weil ich Ihm wertvoll und wichtig bin!
Und aus genau dem Grund, weil auch ich
meine Kinder liebe und sie mir wertvoll und wichtig sind, will ich ihnen Halt
geben und ihnen den schützenden Rahmen bieten, den sie brauchen. Und sicher
geht es mir als Mutter so wie meiner Mutter, die Erkenntnis, dass die
Einschränkungen in meiner Kindheit und Jugend zu meinem Besten dienten, kam
eigentlich erst jetzt. 😊
Soviel mal, für heute ihr Lieben. Seid
gesegnet und fühlt euch sicher gehalten in den einschränkenden, liebenden
Händen des Vaters!
Ich hab Euch lieb und Jesus auch!
Eure Mommy
ja - so ist das wohl mit den begrenzungen im leben - keiner will sie so richtig - aber wo wären wir ohne sie...weise worte liebe mariella... ich wünsche dir ein wunderschönes wochenende!
AntwortenLöschenoh - und das neue blog make over ist cool :=)
AntwortenLöschen...oh Mariella, jetzt hast du mich zu so später Stunde noch zum *Lautlachen* gebracht... ich stell mir das richtig vor, wir Ihr um alles: schnickt und schnackt... herrlich...
AntwortenLöschenJa, die Grenzen! Sie müssen sein und sie tun uns selbst oft mehr weh, als den Kindern, weil wir sie ja so gern glücklich machen wollen... und sie die Grenzen nicht als Glück ansehen...
aber ja - du hast es erkannt...später werden sie es erleben und dankbar dafür sein...